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„Ade Frankreich – Viva España“

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„Roscoff – Biskaya – A Coruña“

Roscoff

Freitag, den 16.07.2021 verlassen wir nach 6 Tagen Cherbourg. Es wird endlich Zeit für etwas Neues. Gemeinsam als Flottille mit der „malwieder“, „Hullo Poro“ und der alten Lady „Colette“ legen wir 14 Uhr ab und lassen den schönen Ort Cherbourg hinter uns zurück. Die Sonne lacht, das Meer ist blau und glitzert, kaum Welle (für uns mit leichtem Magen ideal 😊). Endlich segeln wir! Die Strömung ist mit uns und bringt uns zügig voran. Das Wetter ist traumhaft, nur leider schläft der Wind schon wieder ein und unser „Best Buddy“ der Motor darf wieder mitspielen. Mit der Strömung erreichen wir teilweise bis 10 Knoten. Wir fahren um das Kap de la Hague und erleben eine wunderschöne Kulisse von Alderney und Guernsey. Zu gern hätten wir die Inseln besucht. Sie müssen traumhaft sein. Allerdings lassen die aktuellen Einreisebestimmung durch Corona es nicht zu. Daher erfreuen wir uns an den Inseln eben nur von Wasserseite aus. Die Hullo Poro ist stets in unserem Blickfeld. Die Stimmung an Bord ist super. Mia und Tim wechseln sich am Steuerrad ab. Die Wellen lassen sogar ein Spaziergang an Deck zu. Von einem tiefblauen Wasser geht es irgendwann in einen bleiernen Teppich über der in langsamen Wogen uns voranbringt. Zur Krönung erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang. So neigt sich ein schöner Tag dem Ende entgegen. Der Mond gewinnt an Leuchtkraft und wir fahren direkt in das glitzernde Meer. Ich verhole mich mit  den Kindern in die Koje. Um 4 Uhr morgens stehe ich pünktlich auf, zur Wachablösung aber ich werde wieder ins Bettchen geschickt. Es sei nix los und Tobias kann sogar kleine kurze Schläfchen in der Plicht machen. Eine tolle Nacht unter Sternenhimmel. 06 Uhr erwacht der Tag über dem Meer mit einem traumhaften Sonnenaufgang. Noch immer unter Motor aber die Stimmung ist grandios. Zum ersten Mal wird so richtig bewusst wie ein Tag sein Anfang und Ende findet.

Wir laufen Roscoff an. Die Flottille ist wieder vereint. Inge von der „malwieder“ kündigt uns alle über Funk im Hafen an, damit wir alle einen Liegeplatz bekommen. Die Einfahrt ist nicht so leicht auf Grund starker Strömung. Der Anleger muss zügig gefahren werden. Am Steg erwarten uns schon die helfenden Hände, somit haben wir volle Unterstützung. Ein schöner Hafen mit toller Kulisse auf den botanischen Garten und kleine Felsenbuchten. Wir melden uns an. Wo man hier sagen muss, dass bisher alle Anmeldungen im Hafen reibungslos klappen und sehr zügig gehen, entgegen so mancher Berichterstattung. Betreffend Corona Einreisebestimmungen haben wir bisher noch keinerlei Angaben machen müssen. Unseren Impfausweis immer brav im Gepäck.

Wir starten direkt auf Erkundungstour. Mit dem Bus machen wir eine Rundtour durch diese sehr reizvolle Stadt mit kleinen Gassen, einem Leuchtturm, Kirche und netten Cafés, Restaurants, Crêperien. Danach geht es zu Fuß weiter. Mitten in der City gibt es noch einen kleinen Hafen. Auf dem Hinweg schwimmen alle Boote. Auf dem Rückweg liegen Sie trocken am Strand. Ein irrer Anblick und seltsam, wenn ein Boot nicht schwimmt.

Am kleinen Steinstrand, baut Tim seine Türmchen und Mia macht eine Steinverkostung. Sie muss wohl Hunger haben. Somit wollen wir 17 Uhr lecker Essen gehen aber in Frankreich ticken die Uhren anders. Mittag oder Abendessen. Am Nachmittag Crêpes oder Eis. Mit Kindern ist es am Abend aber immer etwas anstrengend zum Essen gehen. Also beschließen wir lecker hausgemachten Burger, Fish and Chips mit einem schönen Rosé an einem Imbissstand zu verspachteln. Leicht, unkompliziert und super lecker noch dazu. Ein Danke an unsere Sponsoren Marc & Anne. Tim kommt noch in den Genuss eine Runde Karussell zu fahren. Ein erlebnisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen.

Am nächsten Morgen lassen wir alles ruhig angehen. Nach so einem Törn muss auch alles aufgeräumt und sauber gemacht werden. Wir bunkern Wasser und unser Motor hat auch schon wieder Durst. Somit werden die Kanister gefüllt und per Schubkarre zum Boot gebracht. Ich gehe mit Tim und seiner Angelschnur durch den Hafen. Wir kommen mit der Crew von dem Segelschiff „Papillon“ ins Gespräch. Ein tolles Schiff. Eine Moody 54 mit sehr netten Eignern. Tim ist mit seinen Fischen beschäftigt und wir ratschen ein wenig und tauschen die Erfahrung „segeln mit Kindern“ aus. Tipps inbegriffen. Es tut gut andere Erfahrungen zu hören. So geht ein Vormittag einfach dahin. Bei traumhaftem Wetter gönnen wir uns auf der Terrasse vom Yachthafen ein leckeres Lunch mit super Fleisch aus eigener Herstellung direkt vom Grill. Dazu gibt es ein eiskalten Rosé. „Leben wie in Frankreich“ Hier ein Danke an Claudia und Wolfgang. Die Kinder sind entspannt und wir sind es auch. Ein Hauch von Urlaub stellt sich ein. Danach flanieren wir durch den botanischen Garten und genießen den atemberaubenden Blick über das Meer und den Hafen. Als wir zu unserer Maupiti zurück kommen werden wir vom Hafenmeister gebeten zügig den Platz zu verlassen, da der Eigentümer vorzeitig zurückgekommen ist. Alles muss schnell gehen. Strömung und viel Wind machen es spannend. Beim Anlegen kommen wie aus dem Nichts die Crews von unserer Flottille von Ihren Booten gehüpft und helfen uns wieder. Wir sind schlichtweg begeistert von dieser bedingungslosen Hilfsbereitschaft.

Nachdem Tobias alle Wetterprognosen studiert hat, steht für uns schnell fest, dass es für uns morgen auf in die Biskaya geht. Wir wollen den direkten Weg ansteuern. Genau wie die Colette. Nur sie startet bereits am Vortag, wenn nicht unerwartet ein Motoproblem aufgetreten wäre. Noch vor der Hafeneinfahrt kompletter Motorausfall. Die Flottille ist wieder unterstützend zur Hilfe und leistet Abschleppdienst. Auch wir stehen für das Anlegermanöver bereit. In der Nacht beheben Sie noch den Fehler. Somit haben Sie Glück im Unglück.

Biskaya

Am Montag, 19. Juli 2021 starten wir gemeinsam mit der Colette. Die anderen beiden Boote verweilen noch im schönen Roscoff. Ich gebe zu ein wenig Wehmut ereilt mich Frankreich zu verlassen. Wir sind unendlich positiv überrascht, da wir alle doch ein wenig unsere Vorurteile hatten. Reizvolle Landschaft, super freundliche Menschen, kulinarische Vielfältigkeit, die Märkte und so viel mehr machen es uns zum Ziel hier müssen wir noch einmal zurückkommen aber zu einem späteren Zeitpunkt. Jetzt wollen wir weiter vorankommen. Richtung Süden, ins Warme. Die Biskaya zu überqueren ist kein Kinderspiel. Sie zählt mit zu einer der schwierigsten See Gebiete. Heftige Stürme und große Wellenberge können einen erwarten, wenn man mit dem falschen Wind plant. Da ein vorherrschende Ostwindlage herrscht nutzen wir die Chance.

Wir starten mit Motor, bei Sonnenschein, blauem Meer und kaum Welle. Die Jungs halten auf dem Deck an der Spitze wichtige Gespräche. Gegen Mittag können die Segel gesetzt werden und der Motor bekommt eine Verschnaufpause. Stille. Das Rauschen des Wassers. Wir gleiten durch die Wellen. Am Nachmittag geht es auf Schmetterlingssegeln und es wirkt als fahren wir auf Schienen. Die ersten Delfin Begegnungen. Sie schwimmen um unseren Bug und am Heck. Es ist unglaublich. Was für ein Glücksgefühl. Die Küste entfernt sich. Der Handyempfang ist weg. Nur wir und das Meer. Die Colette als stillen Begleiter. Ein gutes Gefühl. Der Wellengang lässt es sogar zu Bratkartoffeln und Salat zuzubereiten. Der Brotbackautomat leistet ebenfalls seine Dienste. Unter Segeln schlafen die Kinder seelenruhig in Ihrer Koje. Der Mond begleitet uns. Es ist fast zu schön zum Schlafen gehen. Eine wundervolle Nacht. Mit meinem Schichtbeginn 04 Uhr taucht der Mond ins Meer ab. Sternenklare Nacht.

Am nächsten Tag noch unter Segel. Wir sind regelmäßig in Funkkontakt mit der Colette. Sie melden uns Delfine und Wale. Unglaublich. Bei uns schauen Sie allerdings nicht vorbei. Vielleicht auch gut so. Dennoch hätte ich Sie gern mal live gesehen so einen Wal. Gegen Mittag steuern wir auf das Kontinentalschelf zu. Ab jetzt fällt der Tiefenmesser aus. Denn von 160 Meter geht es auf 1.000 Meter bis zu 4.000 Meter abwärts in die Tiefe. Das kann unser Messgerät nicht mehr erfassen. Ein unglaubliches Gefühl. Etwas mulmig ist uns schon zu Mute aber in keinem Moment der Zweifel. Einfach erleben und festhalten. Am späten Nachmittag dreht der Wind und unser Freund der Motor darf wieder surren. Die Stille ist weg. Das macht die See auch irgendwie unruhig. Der Magen findet das nicht so witzig. Auch die Kinder sind in der Nacht unruhig und fast 2 Stunden wach. Am nächsten Tag wird uns der Sonnenaufgang verwehrt. Alles ist grau in grau. Oben unten. Kaum Welle und der Motor arbeitet auf Hochtouren. Wir vertun uns an Bord mit schlafen, kochen, spielen, Hörbüchern hören und aufs Wasser glotzen. Wo sind denn nur die Wale und Delfine? Der Tag geht auch zu Ende.

Tobias übernimmt den kompletten Nachtdienst. Ab 02 Uhr erreichen wir die Küstennähe Spaniens. Ab jetzt ist Wachsamkeit wichtig. Fischerboote ziehen Ihre Bahnen. In der Nacht bin ich draußen um Tobias abzulösen oder zu unterstützen. Er ist hochkonzentriert als  2 Fischerboote kreuz und quer fahren. Mia ist aber super unruhig und schreit. Daher kann ich Ihn nicht unterstützen. Am Morgen berichtet er, wie ein Fischerboot uns um 2 Meter am Heck passiert hat. Mir stockt der Atem. Das Boot war auf dem AIS und hatte seine konstante Geschwindigkeit, so dass alles gut gehen müsste. Doch dann erhöht er und hält direkt auf uns zu. Tobias macht unsere Decksbeleuchtung an, damit er uns sieht und gibt Vollgas. Erst dann reagiert der Fischer und es geht gerade so noch gut. Die Colette bekommt alles mit und hält sich schon für alles bereit. Dieses Verhalten der Fischerboote ist absolut seltsam und macht keine Lust mehr auf Fisch. Kurz vor dem Ende uns in so eine Gefahr zu bringen.

Alles nochmal gut gegangen. Dennoch eine Herausforderung für den Skipper das allein zu meistern. Umso besser, wenn dann ein Boot, wie die Colette zur Seite steht und sich mit abstimmt.

Spanien! Jippi Die Küste ist beeindruckend. Äh aber was ist das für Wetter. Kalt. Nieselregen. Grau in Grau. Sind wir in Grönland? Wurscht. Wir haben es geschafft. 9:45 Uhr fällt der Anker in der Bucht direkt vor A Coruña. Ausruhen, Stille, Weitblick und kein Hafentrubel- das ist unser Wunsch für die nächsten Tage. Strandfreuden für unsere Kinder.

Geschafft! Exakt 3 Tage Biskaya Überquerung und Gesamt 1.298 Seemeilen haben wir gemeistert. Wir sind stolz und freuen uns. Am Abend stoßen wir gemeinsam mit der Crew von der Colette an und teilen unsere Erlebnisse.

Blauwassersegeln auf ganz hohem Niveau.

Jetzt muss hier nur noch der Sommer mal endlich kommen!!!?

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Boxdorf

    Danke, dass ihr uns so an eurer Reise teilhaben lasst. Bin immer froh, wenn es euch gut geht.
    Dem Matrosen Tim heute die besten Wünsche zum Geburtstag 🎁🎈🎊!
    Genießt euren Traum und passt auf euch auf.
    GLG Antje

  2. Birgit Grötzschel

    Ein toller Törnbericht, ich warte schon immer darauf.
    Genießt die langen engen Gassen voller kleiner Restaurants und Geschäfte in der Altstadt von La Coruna! (Mit dem Bus ist man auch schnell in Santiago de Compostela.)
    Weiterhin viel Freude auf Eurer Maupiti und bei den Zwischenstopps! Birgit

  3. Angelika Gödde

    Herzliche Grüße von der Papillon, wir haben uns in Roscoff kennen gelernt, erstaunlich wie weit Ihr schon gekommen seid.👍
    Geht es der Schwiegermutter wieder besser?
    Unser Schiff bleiben den Winter über in La Rochelle und wir segeln nächstes Jahr weiter über die Biskaya.

    1. Tobias

      Hallo,

      ich hoffe Ihr habt noch eine gute Überfahrt gehabt. Wir sind grad auf Madeira und genießen das schöne Wetter. Mit der Mama ist soweit alles wieder in Ordnung, es war ein großer Schreck für uns alle. Sie ist wieder zu Hause und kommt uns wenn es passt auch wieder besuchen. Seit lieb gegrüßt

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