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„Afrika wir kommen – Kap Verden – Bye Bye Lanzarote“

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Sonntag, 14.11.2021 heißt es für uns „Leinen los“. Auf geht es nach Afrika zu den Kap Verden. Unsere befreundeten „Kinder Boote“ Big Bubble und Lady Blue haben bereits eine Woche Vorsprung und sind heute angekommen. Sie bewältigen die Atlantik Überquerung gemeinsam mit der ARC+ und weiteren fast 100 Booten. Wir folgen Ihnen jetzt ohne weiteren Skipper an Bord, ohne Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützen und motivieren.

Wir haben unser persönliches Abschieds Komitee in der Marina Rubicon. Unsere Stegnachbarn Anita & David (spendieren am Vortag noch ein Eis und geben uns Proviant für die Reise mit), Bryan & Dorethy und das Franzosen Boot von gegenüber verabschieden uns mit den besten Wünschen und unter Tröten mit langem Signal. Sehr bewegend. Wir haben uns hier in der Marina und besonders an dem Steg schon total heimisch gefühlt. Daher ist auch ein wenig Wehmut dabei. Wir bekommen noch viele Nachrichten von der Familie und Freunden zur Unterstützung. Am Vorabend kommt die Sutje vorbei und bringt uns frisch geangelten Mahi Mahi vorbei. Bernd von der Hullo Poro ist extra am Vortag mit seinem Rennrad zu Besuch. Die beiden Boote werden wir vorerst nicht mehr sehen, da Sie die Kanaren unsicher machen über die Winterzeit. Ein wenig traurig aber so ist das beim Blauwasser Segeln. Dennoch kein Abschied für immer. Wer weiß wann und wo wir die ein oder anderen wiedersehen. Auch Tim ist traurig. Er hat sich hier sehr wohlgefühlt. Dennoch hat er Vorfreude. Als wir auslaufen schreit er vom Boot „Karibik wir kommen“ 😊Mehr Motivation geht gar nicht.

Auch wenn wir nicht viel von den Kanaren gesehen haben, war es die richtige Entscheidung hier 4 Wochen zu bleiben. In der Zeit haben wir fleißig unser Boot mit Vorräten gefüllt für die kommenden Überfahrten. Mit dieser Etappe liegen über 1.000 Seemeilen vor uns. Ausreichend Diesel für die Hälfte der Strecke sind beladen. Viele Kanister Süßwasser, da wir kein Wassermacher haben und von nun an Wasser knapper wird und auch die Qualität vielleicht nicht mehr so gut ist. Alle Stauräume sind gut ausgenutzt. Konserven, Getränke, Reis, Nudeln, Brotbackmischung, Kartoffeln, Snacks und Süßkram in Hülle und Fülle. Denn schließlich sorgt eine gute Versorgung an Bord für gute Laune. Die Sutje ist mit uns noch zum Lidl mit dem Auto für die restlichen frischen Sachsen zum Einkaufen gefahren.

Mit guter Laune starten wir bei blauem Himmel, Sonnenschein, Ruhiger See mit kleiner Welle aber langgezogener Dünung. Die Segel sind gesetzt und wir können den ganzen Tag bei 5Knoten Geschwindigkeit unsere ersten Seemeilen meistern. Wir genießen die Kulisse von Fuerteventura. Bald ist kein Land mehr in Sicht. Am späten Abend flacht der Wind leider ab und unser Motor bringt uns weiter voran. Nach einem ersten Schläfchen ist unsere Mia ein wenig seekrank. Wir geben Ihr Vomex, sie schläft sich nochmal aus und ist am Abend schon besser drauf. Meine Seekrankheit habe ich gepflastert. Somit geht es mir ganz gut. Tim hört seine „Drei Fragezeichen Kids“ und macht danach fast 4 Stunden Mittagsschlaf. Hier ist wohl jemand gar nicht müde. Unser Kapitän ist zufrieden mit dem Start und ruht sich sogar ein wenig aus. Alle müssen sich die nächsten 1 bis 3 Tage an die See gewöhnen. Auch wenn man das nicht glaubt es ist anstrengend die Bewegung des Schiffs auszugleichen. Ein erster guter Tag für die Überfahrt, mit guten Bedingung zum Einstieg.

Wie sieht so ein Bordalltag auf See aus? Wir erwachen in der Regel mit Sonnenaufgang. Frühstück mit frisch gebackenem Brot oder Müsli. Die erste Stunde verbringen wir gemeinsam wobei der Kapitän versucht danach ein wenig Ruhe zu finden nach seiner letzten Nachtschicht. Was es natürlich manchmal nicht so leicht macht mit zwei energiereichen Kids. In Summe dreht sich viel darum irgendwie Schlaf zu finden. Denn unser Boot muss 24h auf Kurs gehalten werden mit nur 2 Skippern. Segel setzten, dass alles harmonisch den Bedingungen angepasst ist was nicht immer leicht ist, da entweder zu wenig oder zu viel Wind oder die Welle nicht passt. Wir haben relativ schnell unseren Rhythmus gefunden. Am Abend zwischen 18  und 20 Uhr geh ich mit Mia ins Bett um den ersten Schlaf zu bekommen. Tim hält mit Papa Nachtwache. Er schläft im Salon und endet den Tag mit einem Filmchen und einem Hörbuch. Seelig schläft er dann bis zum Morgen durch.

Gegen 24 oder 01 Uhr wechseln wir uns dann ab. Bis meistens 05 / 06 Uhr. Dann darf ich nochmal 2 Stündchen schlafen, wenn es die Kids zulassen.

Für das leibliche Wohl muss gesorgt sein. Wir schaffen es fast täglich frisch zu kochen. Den Rest des Tages bleibt Zeit für spielen, ganz viel kuscheln, Bade- und Duschsessions, Fange spielen um den Tisch, Ball spielen, backen, kneten, rätseln, basteln, angeln (wobei leider sehr zum Leidwesen des Kapitäns noch kein Erfolg eingetreten ist) und in der Nacht endlich mal entspannt ein schönes Hörbuch hören.

Die ersten Tage haben wir traumhaftes Wetter mit blauen Himmel, Sonnenschein, tiefblaues Wasser, der Wind bringt uns gut voran. Die Wellen werden langsam größer. An Tag 4 ist es spektakulär. 3 bis 4 Meter hohe Wellen. Wobei sie eher wir 8 Meter hoch wirken. Wir sind gefühlt in einer Waschschüssel. Manchmal denkt man Sie überrollen uns. Da die Sonne lacht, wirkt es nicht beängstigend. Eher ein tolles Naturschauspiel. Wir mitten drin mit unserer Maupiti. An dem Tag wird die Bordküche nur dürftig bespielt und auch die Kids müssen eher ruhig gestellt werden, da doch jeder Gang im schaukeligen Boot auch gefährlich sein kann. Beide meistern das aber super. Mia klettert mittlerweile den Niedergang schon allein hoch und runter. Dies tut Sie gefühlt am 50 mal Tag. Also nicht nur wir auch die Kids sind kaputt und werden gefordert. Die nächsten Tage nimmt die Welle wieder ab. Der 6. Tag ist ein traumhafter Segeltag. Wir machen richtig gut Strecke. Tag 7 flacht der Wind total ab und wir dümpeln uns bei bedecktem Himmel so voran. Versuchen es mit Gennacker. Allerdings ist das bei dem Kurs auch nicht zufrieden stellend. Danach bringt uns die Passatbesegelung gut voran. Alle kniffeligen Einstellungen des Kapitäns lassen leider dennoch in der Nacht nicht auf den Motor verzichten. Das ist leider anstrengend, auf Grund der Geräuschkulisse, die Bewegung vom Schiff ist viel schaukeliger und es frisst natürlich auch Sprit. Aber es nützt ja nichts. Irgendwie muss es ja auch voran gehen. Auf der ganzen Strecke haben wir bisher gut segeln können und das Motoren bleibt eben nicht aus.

Wir bleiben von Unwettern oder Havarien bisher verschont. Der Vollmond ist unser Begleiter und leuchtet uns den Weg. In der Nacht sichten wir Delfine wie Sie in den fluoreszierenden Algen Ihren Schweif ziehen. Das tief blaue Meer um unser komplettes Schiff herum. Erst zum Ende hin sind ein paar Segler in weiter Ferne um uns herum. Gelegentlich ein oder zwei Tanker pro Tag. Keine wirkliche Gefahr. Alle weichen uns aus. Wir sind quasi so ziemlich allein hier draußen. Unsere kleine Familie auf dem endlosen Ozean mit dem fernen Ziel vor Augen. Jeder Tag ähnelt sich und doch ist jeder Tag anders. Es wir auch von Tag zu Tag wärmer. Das Wasser misst 27 Grad. Die Luft ist warm und feucht. sogar in der Nacht reicht ein T-Shirt und wir sind barfuß. Nicht umsonst heißt es die Barfußroute 😊

Respekt, Stolz, Freude machen sich breit. Und die Frage passiert das hier wirklich gerade alles? Verrückt. Vorfreude auf alles was jetzt noch kommt und die Sicherheit die zweite große Passage werden wir auch schaffen. Es wird anstrengend aber das Ziel ist die Belohnung. Die Kap Verden werden lediglich ein Zwischenstopp. Mit Ein- und Ausklarieren, Proviant auffüllen, Internet besorgen, Anmeldung für die Karibik vorbereiten, vergehen wahrscheinlich schon 5 Tage. Dennoch wird es uns gut tun mal kurz zu verschnaufen und den Kindern ein wenig „Auslauf“ zu gönnen. Als auch unsere Batterien aufzuladen und ein wenig Schlaf nachzuholen.

Am Montag, 22. November 2021 gegen Nachmittag laufen wir in Mindelo Kap Verden ein. Eigentlich wollten wir vor der Marina ankern, werden jedoch von der „Lady Blue“ mit Horn begrüßt. Tim möchte auch gern in den Hafen. Also entscheiden wir schnell um. Unter starken Scherwinden legen wir sportlich an. Wir sind da. Können es kaum glauben. Horst und Gerti haben uns bereits eine Datenkarte besorgt. Somit sind wir schnell wieder online. Nach einem Check Inn, kurzen Beine vertreten gönnen wir uns ein Welcome Cocktail. Der Abend klingt auf der Lady Blue aus. Am nächsten Tag klarieren wir ein und machen einen ersten Einkauf. Auch ein Spielplatz ist gleich in der Nähe. Die Menschen sind super freundlich und es ist ziemlich heiß.

Die kommenden Tage heißt es Boot säubern, waschen, dies und das einkaufen und ein Ausflug zur Nachbarinsel Santo Antao. Voraussichtlich starten wir dann schon am Samstag und überqueren den letzten Teil des Atlantiks.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Birgit Grötzschel

    Wunderschöne Fotos! Weiterhin alles, alles Gute und das richtige Wetter für die Überquerung!

  2. Tobi und Familie

    Herzlichen Glückwunsch an die mutigsten Familie die ich kenne. Ich freue mich das Ihr die 2. große Überfahrt so gut gemeistert habt. Es ist immer wieder schön Eure super geschriebenen Berichte zu lesen. Ich wünsche Euch ganz viel Spaß und erholt Euch etwas, bevor es wieder weiter geht. Ich bin jetzt schon auf den nächsten Bericht gespannt.

  3. Ursula

    Wie schön in den grauen Novembertagen so viele wundervolle Bilder und Reiseberichte lesen zu dürfen. Besonders Madaira hat mich etwas melankolisch gestimmt. Wir waren schon zweimal dort. Aber auch ganz fremde Landschaften erzeugen Fernweh.
    Ihr seid eine erstaunliche aberteuerbegabte Familie, die alles so gut durchdacht hat und zielstrebig umsetzt. Respekt. Und dass die Kinder so unproblematisch sind! Freue mich für euch, dass ihr eure Träume leben könnt. Beim Anblick der beeindruckenden Bilder spürt man die Schönheit unserer Erde. Das blaue Meer hat so viele Farben. Wir müssen wirklich alles tun, unsere Natur zu schützen. Es ist so großartig, was ihr erleben dürft.
    Ich wünsche euch weiterhin viel Freude und Kraft für die weiteren Ziele. Bleibt gesund! Schön, dass ich mitfahren darf.

  4. Ossi

    Atemberaubend Eure Beiträge.Begeisternde Bilder.Wir verfolgen hier täglich Eure Route und erfreuen uns über die Blogs.
    Für die kommenden 16-20 Tage, alles erdenklich Gute.Bei aller Herausforderung für das gesamte Team, trotzdem viel Spaß und paßt auf Euch auf.Dafür werdet Ihr dann mit Sicherheit in der Karibik mit beeindruckenden Erlebnissen belohnt.
    Und von daher freuen wir uns jetzt schon auf den nächsten Beitrag.
    Alles Gute und Toi,Toi,Toi.

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