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„Unser fünftes Land – Portugal wir kommen“

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„Póvoa da Varzin – Porto – Figueira da Foz – Oeiras“

Freitag, 27. August 2021, ein ganz entspannter Tag auf dem Meer. Wir lichten in der Morgenstimmung den Anker in Baiona und auf geht es nach Portugal. Das weite Meer und wir. Es tut mal wieder richtig gut den Atlantik von seiner schönen Seite zu spüren. So fühlt sich Freiheit an. Der Tag vergeht wie im Fluge. Die grünen Berge verschwinden. Die Küste wird flacher und Hochhäuser säumen die Kulisse. Anders und Dennoch schön. Wir kommen im Hafen von Póvoa an und fühlen uns gleich heimisch. Viele Boote an Land. Ein kleiner Hafen mit Werftcharakter und ganz netten Personal. Unser 5. Land: Portugal. Stolz macht sich bei uns breit. Wie so oft, wenn wir am Hafen ankommen stürmen wir gleich los. Die Crew ist hungrig und zum Kochen haben wir keine Lust. Wir gönnen uns einen Dürüm und verputzen diesen direkt am Strand. Dabei beobachten wir das portugiesische Treiben. Alles schon wieder anders. Neue Eindrücke, eine andere Kultur, eine fremde Sprache. Wir fragen uns ob irgendwann unsere Festplatte voll ist und wir überhaupt noch alles aufnehmen können und man irgendwann müde wird. Bisher finden wir alles noch super spannend und freuen uns auf alles was noch kommt. Die Kinder haben sich jetzt auch besser eingelebt und sind ausgeglichener. Tim freut sich und ist auf Entdeckertour.

Schon am Folgetag fahren wir 50 Minuten mit der Metro nach Porto. Hoch oben auf dem Berg endet die Station und wir laufen eine große breite Straße bergab mit Blick auf historische Gebäude, ein Blick in den wohl schönsten Bahnhofs europaweit, schlendern wir zum Fluss Duoro. Was für eine Kulisse auf die gigantische Brücke. Auf der anderen Seite die ganzen Portwein Destillery’s und die bunten Häuser am Pier. Ein Restaurant nach dem nächsten. Wir überschreiten die Brücke in der unteren Etage. Auf der anderen Seite verkosten wir eine traditionelle Bacalau Krokette mit Bergkäse und einen weißen Portwein dazu im Bibliothek Ambiente und mit Live Orgelbegleitung. In der Stadt des Portweins darf eine Verkostung natürlich nicht fehlen. Leider ist uns eine Besichtigung der Keller nicht möglich. Diese hätten wir vorab reservieren müssen. Eine Verkostung ist dennoch machbar und wir werden super beraten im ganz privaten Rahmen. Tim kann sich auf der Couch ausruhen und Mia endlich Ihren Bewegungsdrang nachgehen. Während wir uns die Köstlichkeiten munden lassen und gleich 4 Flaschen in den Kinderwagen packen. Die Rücktour findet natürlich in der Gondel statt. Ein grandioser Ausblick und über die hohe Brücke zurück. Spektakulär. Eine mega tolle Stadt. Wir beschließen diese Stadt hat definitiv noch einmal einen Kurztrip verdient. Am Abend hat Tim 20.000 Schritte hinter sich. Unser Held. Ohne Stress super mitgemacht.

Dafür ist am nächsten Tag der Akku etwas runter. Es ist Sonntag und wir nutzen den Tag zum säubern der Maupiti von innen und außen. Als Belohnung gibt es seit langem mal wieder ein Restaurant Besuch mit traditionell Portugiesischem Essen. Super lecker.

Wir bleiben wahrscheinlich noch ein paar Tage, da der Wind immer noch nicht kommen möchte und der nächste Törn doch 70 Seemeilen aufweist.   

Der Hafen ist so entspannt und mit uns im Hafen liegen die SY Lady Blue und die SY Sutje mit Ihren super symphytischen Crews. Es findet ein regelmäßiger Austausch über Wind und Wetter, weitere Routenpläne, Empfehlungen oder einfach ein netter Abend in der Plicht bei einem Glas Port machen das Warten auf den Wind sehr angenehm.

An einem Tag mieten wir uns ein Auto und erkunden das Hinterland. Fast 3 Monate sind wir kein Auto mehr gefahren und die Geschwindigkeit fühlt sich viel schneller an. Es ist mal wieder schön aber bei dem Gedanken an unseren Stadtverkehr habe wir nichts vermisst.

Eine beeindruckende Landschaft mit Bergen wie bei den Hobbits, Flüssen, Talsperre, entlang der Weinstraße. Wir fahren Autobahn und kleine Straßen bis hin zu holprigen Wanderwegen. Ups. Sollte das keine Straße mehr sein? Direkt vor uns ein Stier. Gott sei Dank haben wir kein rotes Auto. Wir verkosten Brombeeren und Weintrauben, sowie ein Eis darf nicht fehlen. Diese Landschaft ist eine schöne Abwechslung zum Bootsalltag. Am Nachmittag nutzen wir unser Transportmittel für einen Großeinkauf speziell für die schweren Sachen. Gut ausgenutzt also der Wagen.

Am kommenden Tag lernen wir ein neues Boot kennen: die „ Big Bubble“ mit 2 Kindern. Wir treffen uns auf dem Spielplatz und Tim fährt mit seiner neuen Freundin eine Runde mit einem kleinen Jeep. Super Gaudi für alle. Am Abend lernen wir noch die Boote gegenseitig kennen und tauschen uns aus.

Am 02. September 2021 nach 6 Tagen geht es für uns weiter Richtung Süden. Wir nehmen eine Motor Fahrt mit Segelunterstützung in Kauf bei glatter See, Sonnenschein, Delfin Begleitung und guter Laune. In der Abendstimmung fahren wir in Figueira da Foz ein. Die Gegend hier und der Nachbarort Nazaré sind bekannt bei den Surfern mit seinen größten Wellen im Herbst bis zu 30 Metern. Der Ort säumt Hochhäuser und viele Hotels. Dennoch ist alles recht unbelebt. Vielleicht ist es nicht die richtige Saison.

Der Hafen ist ganz gemütlich und nur 5 Minuten entfernt eine tolle Markthalle mit Obst- Gemüseständen und Fischständen die das Herz erweichen. Hier holen wir jeden Morgen frische Brötchen. Auf der Überfahrt hier her ist uns der Autopilot kaputt gegangen. Unser zweiter Autopilot  springt leider aus der Halterung. Somit verbringt Tobias die Zeit damit den zweiten Autopilot zu befestigen und die Halterung nochmal zu laminieren und das Ersatzteil aus Marseille zu bestellen. Daher bleiben wir wohl noch etwas hier.  

Am Abend des 2. September – unser 4. Hochzeitstag- sind wir noch beim Nachbarboot der Big Bubble eingeladen. Die Kids schlafen entspannt in Ihren Kojen. Dazu kommen noch zwei Crews der der zwei  Lady Blue´s und wir haben einen wirklich netten Abend. Das macht das Reisen so besonders. Die Begegnungen mit anderen Menschen. Die nächsten Tage machen wir ganz entspannt. Gehen essen, tauschen unsere Soda Stream Flaschen oder sind kurz am Strand oder einfach am Boot Family Time. Ich gönne mir an einem Abend einen Frisör Besuch. Zu schön. Günstig und super kompetent. Dennoch werde ich mit diesem Ort nicht so richtig warm und wir wollen gern weiter.

Am 08.09. fahren wir Richtung Süden und landen nach 120 Seemeilen in der Marina Oeiras vor den Toren Lissabons an.  Seit langem mal wieder eine Überfahrt inklusive Nacht. Die Welle bei der Ausfahrt findet mein Magen leider wieder einmal nicht so super. Wir müssen weit raus segeln und auch ein wenig kreuzen damit wir segeln können und die Welle angenehm ist. Die Sonne und blaues Meer. Eigentlich perfekt, wenn da nicht immer dieses Unwohlsein wäre. Egal das Ziel im Auge behalten und alles wird gut. Die Marina empfängt uns mit offenen Armen. Sind super freundlich mit tollem Service. Am Morgen gibt es kostenfrei Brötchen an Bord geliefert. Restaurants und ein Schwimmbad direkt nebenan. Auch haben sich alle „Kinder“ Boote hier gesammelt. Somit verbringt Tim viel Zeit bei den anderen Kids oder Sie sind bei uns an Bord oder es geht zum Spielplatz. Am Abend lauschen wir der Partymusik vom Restaurant oberhalb der Marina und genießen die kühlen Drinks bei uns an Bord. Das Wetter ist perfekt. 26 Grad Sonne Wolke.

Wir beratschlagen uns wie die Reise weiter gehen soll. Zu gern möchten wir Richtung Algarve. Allerdings gibt es seit einiger Zeit auf dieser Strecke eine Anzahl an Orcas Angriffen, die es leider auf Segelboote abgesehen haben und die Boote kein gutes Ende finden. Dieser Gefahr möchten wir uns aktuell nicht aussetzen. Die Crew der Colette hat die Erfahrung machen müssen und das hörte sich nicht gut an. Daher entscheiden wir nach Madeira zu fahren. Endlich kommt auch das passende Windfenster und die anderen Boote planen auch die Überfahrt. Da es immer ganz gut ist als Flottille zu fahren als allein schließen wir uns an.

Somit stocken wir unsere Vorräte nochmal auf und machen einen Großeinkauf im Supermarkt.

Lissabon – ein perfekter Tag

Irgendwie rennt uns die Zeit davon und leider bleibt uns nur ein Tag für Lissabon. Viel zu schade für eine so beeindruckende, historische und schöne Stadt. Wie erlebt man eine Großstadt mit Kindern ohne Sie völlig platt zu machen. Der Zug ist 20 Minuten Fußweg entfernt. Fahrtzeit in die City 20 Minuten. Wo fängt man an und wie bewegt man sich fort? Ein Hoch auf die Erfindung des Tuc Tuc. 90 Minuten fährt uns der super nette Fahrer Abdul mit seinem bunt geschmückten Tuc Tuc durch die City. Wir lernen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennen inklusive 2 beeindruckender Aussichtspunkte, sind individuell für uns. Perfekt in Corona Zeiten und luftig ist es noch dazu. Machen einen kurzen Stopp zum Shoppen bei Decathlon und weiter geht’s in die Altstadt in ein Restaurant seiner Empfehlung. Mia ist völlig fix und fertig und macht ein Nickerchen. Zeit für ein entspanntes super leckeres Essen mit einem Entrecote der Extraklasse. Alle sind happy. Wir beschließen auch diese Stadt hat einen weiteren Besuch verdient. Als Kurztrip ohne Kinder 😊

Uns bleibt noch ein Tag zur Vorbereitung der Überfahrt. Wasser und Diesel bunkern, das Boot entsprechend beräumen, die wichtigsten Dinge griffbereit lagern, etwas vorkochen und Sicherheitscheck. Am nächsten Tag soll es nach Porto Santo (die kleine Schwester von Madeira) gehen. In Flottille mit Gesamt 5 Booten. 4 Tage See erwarten uns. Die Aufregung aller Boote ist recht groß. Weil es für Sie teilweise die erste Erfahrung eines langen Schlags sind oder die Erfahrung der Biskaya nicht so berauschend war. Wir sind hingegen recht entspannt. Vielleicht zu entspannt?

Resumé:

3 Monate sind wir jetzt unterwegs seitdem wir Stralsund verlassen haben. Wir entfernen uns mit der Überfahrt nach Porto Santo vom Festland und alles was jetzt kommt sind Inseln in Mitten des Atlantik. Wir wurden heute gefragt ob wir uns die Reise so vorgestellt haben. Um ehrlich zu sein hat man keine Vorstellung so richtig. Wir haben das Gefühl jetzt angekommen zu sein in dem Bord Alltag. Wir genießen die Zeit in Familie, erfreuen uns an bereichernden Begegnungen, sind beeindruckt von der Natur, Kultur, den fremden Ländern und Menschen. Wachsen an Erfahrung. Werden mit Sachen konfrontiert die wir zuvor nicht kannten. Wir erleben unsere Kinder rund um die Uhr. Das ist schön aber auch herausfordernd. Wie geht es uns als Paar auf so engem Raum? Das klingt verrückt aber wir haben kaum Zweisamkeit. Es ist immer irgendetwas rund zutun für uns beide. Wir wachsen immer mehr zusammen. Es gibt keine Streitereien. Wir sind ein gutes Team. Jeder hat mal seinen „Moment“ und dann nimmt der andere sich zurück. Es schweißt zusammen. Eine Rollenverteilung oder strikte Aufteilung wer was macht gibt es nicht wirklich. Tobias hat den wichtigsten Part. Er macht unser schwimmendes zu Hause sicher und hat alles ganz genau im Blick. Sobald etwas defekt ist oder auch nur den Anschein hat nimmt er es in Angriff. Er übernimmt Großteils das Segeln / Steuern. Meine Erfahrung reicht hier noch nicht so aus. Aber auch da wachse ich rein und werde „an die Hand“ genommen. Also in allem war es bisher eine tolle Reise mit allen beginnenden Hürden und Eingewöhnungen. Wir freuen uns auf alles was da jetzt noch kommt.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Bodo

    Super und Danke für die Reiseeindrücke!
    Bodo

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